Günther Uecker

Werk 14

Aus der Hand droht mir das Herz zu schlüpfen / Herzensmänner, helft mir Gott zu Liebe,
denn sonst wird, o Jammer, ruchbar werden, / was noch immer ein Geheimnis blieb!
Auf die Sandbank ist mein Schiff gestoßen, / günstiger Wind, beginne denn zu wehen,
denn vielleicht wird mir die Freude werden, / wohlbekannten Freund zu sehen.
Nur zehn Tage währt die Gunst des Himmels, / ist ein Märchen, eine eitle List:
Freund, um Freunden Gutes zu erweisen / nütze sorglich die so kurze Frist!
Gestern Nachts, umringt von Wein und Rosen, / sang der Sprosser gar so schön und wahr:
„Bringe schnell den Morgenwein und halte / dich bereit, o trunkene Zecher schar!“
Edler Mann! Erkundige dich, zum Danke, / dass des Himmels Segen dich beglückt,
einmal nur in deinem ganzen Leben / nach dem Armen, den der Mangel drückt!
Was die Ruhe beider Welten gründet, / wird durch diese beiden Worte klar:
Gütig sei mit Freunden dein Benehmen, / doch die Feinde täusche immerdar!
Nach dem Dorf des guten Rufes ging ich, / doch man wies von dannen mich zurück;
sollte dieser Umstand dir missfallen, / nun wohlan, so ändere das Geschick!
Jenen bitteren Saft, den einst der Sufi / aller Laster Mutter hat genannt,
hab› ich stets für lieblicher und süßer / als der Jungfrau holden Kuss erkannt.
In den Tagen der Bedrängnis strebe / du nach Lebenslust und Trunkenheit.
Denn durch diese Alchimie des Lebens, / wird der Bettler zum Qarun geweiht.
Sollst nicht störrig sein, denn sonst verbrennet / dich im Eifer, eine Kerze gleich
der Geliebte, dessen Hand den Kiesel / schmiegsam macht und weich gleich dem Wachse.
Alexanders wunderbarer Spiegel / ist das Glas, gefüllt mit Wein, und Traun!
Was in Daras Reiche sich begeben, / kannst du klar und deutlich in ihm schauen.
Neues Leben spenden uns die Schönen, / wenn da persisch spricht ihr holder Mund,
schenke, mache diese frohe Botschaft / allen alten frommen Priestern kund!
Nein, Hafez zog nicht mit freiem Willen / diese Kutte an, befleck mit Wein
darum, o Scheich mit unbeflecktem Saume, / lass mir deine Nachsicht angedeihen.

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Übersetzung Gedicht