Günther Uecker

Werk 18

Ich sah es heut Nacht, dass Engel / an die Türe des Weinhauses klopften:
Mit dem Lehm, woraus Gott den Adam / schuf, formten die Engel einen Kelch!
Die reinen und keuschen Bewohner / des himmlischen Heiligtums stießen
mit mir an – dem Bettler am Wege! / Mit ihrem berauschenden Wein …
Der Himmel konnte nicht tragen / die Last eines solchen Pfandes:
Dem Namen von mir Verrücktem / fiel deshalb nun dieses Los zu.
Das Feuer ist nicht, was die Kerze / aus ihrer Flamme lässt lachen,
das Feuer ist das, was ins Dasein / des Schmetterlings man warf!
Verzeihe sie alle, die Kämpfe / der zweiundsiebzig Stämme:
Weil sie die Wahrheit nicht sahen / erfanden sie Märchen dafür.
Aus Freude darüber, dass Frieden / zwischen mir und Ihm ward geschlossen,
erhoben im Tanze die Sufis / die Becher der Dankbarkeit.
Noch keiner enthüllte wie Hafez / das Angesicht der Gedanken,
seitdem man die Locken der Worte / mit einem Schreibtruhe gekämmt …

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Übersetzung Gedicht