Günther Uecker

Werk 21

Jüngst in eines Morgens Dämmer ward ich meines Grams entbunden,
Ließ man mir im nächtigen Dunkel helles Lebenswasser munden
Ward vom Strahlenlichtgefunkel Seines Seins mein Ich zunichte,
Ließ der Wein mich der Erscheinung Seiner Herrlichkeit gesunden
O des Dämmers voller Segen, da man mir den Freibrief reichte,
O der Nacht, erfüllt von Heile, o der glücksdurchglühten Stunden
Jene Stunden, die mich schufen zu der Schönheit klarem Spiegel,
Der berufen ist, den Abglanz Seines Wesens zu bekunden.
Bin ich fröhlich, bin ich selig und voll Überschwang, was Wunders?
Ward ich doch der milden Gabe, die ich heimtrug, wert befunden
Und die Stimme, die an jenem Tage ich so froh vernommen,
Sprach: Glück auf! – dir, der geduldig trug, die man ihm schlug, die Wunden.
Aller Honig, alle Süße, die aus meinen Worten träufeln,
Sie sind Früchte jenes Baumes, den ich durch Geduld gefunden.
Ja, dein hohes Streben, Hafez, und des Morgendämmers Odem
Haben aus den Grames-Banden böser Tage dich entbunden.

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Übersetzung Gedicht