Günther Uecker

Werk 30

Als deines Antlitzes Abglanz / im Spiegel des Glases erschien,
erweckte das Lächeln des Weins / falsche Hoffnungen in dem Aref.
Da plötzlich dein schönes Gesicht / im Spiegel sich strahlend gezeigt,
drängten vielerlei Bilder sich auf / dem Spiegel der Vorstellungskraft …
So viel, das sich spiegelt im Wein / und der Widerschein, den man erblickt,
ist nur von des Saghi Gesicht / ein Abglanz in dem Pokal!
All den Vertrauten schnitt ab / die Zunge der Liebe Stolz:
Wie kam das Geheimnis des Leids / um sie dann in aller Mund?
O Frommer! Das ist jetzt vorbei / Du siehst mich im Kloster nicht mehr,
des Saghi Gesicht und der Rand / des Bechers beschäftigt mich nun.
Von selber ging aus der Moschee / ich nicht zu dem Weinhause hin:
Dies wurde im ewigen Bund / zu meiner Bestimmung gemacht!
Was soll einer sonst tun, als sich / wie der Zirkel zu drehen im Kreis,
da er doch wie jeder geriet / in den ewigen Kreislauf der Welt …
Jeder Augenblick ist mit ihm / mir Verzweifeltem weitere Gunst –
O sieh diesen Bettler dir an / wie würdig der Gaben ist er!
Unters Schwert des Leidens um ihn / muss man sich begeben im Tanz
Wird einer getötet durch ihn / widerfährt ihm ein glücklicher Tod.
In deine Haarschlingen hängt sich / das Herz aus dem Grübchen im Kinn:
O weh! Aus der Grube befreit / ging’s in die Falle hinein.
Zu allem imstand sind Sufis / in ihrer Verliebtheit, jedoch:
Schlechter Ruf verfolgt einig Hafez / und sein gepeinigtes Herz.

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Übersetzung Gedicht