Günther Uecker

Werk 40

Schenke, gib durchs Licht des Weines / meinem Glase hellen Glanz!
Sänger, singe! Meinem Wunsche / fügt sich ja die Erde ganz.
Im Pokal sah ich des Freundes / holden Wangenwiderschein:
O Unkundiger der Wonne / die da liegt in meinem Wein!
Dessen Herz durch Liebe lebet / wird den Toten nie gesellt:
Meine ewige Dauer stehet / deshalb in dem Buch der Welt.
Liebesspielen schlanker Schönen / lässt man nur so lange Raum,
als sich nicht, wie Pinien schaukelnd / reget mein Zypressenbaum.
Holder Wind, ziehst du vorüber / an der Freunde Rosenflur,
o so bring‘ von mir dem Liebling / meine besten Grüße nur;
Frage ihn, warum er meiner / so mit Vorsatz nicht gedenkt?
Kömmt doch wohl von selbst der Stunde / die mich ins Vergessen senkt.
Meines holden Lieblings Auge / hat den Rausch für schön erkannt.
Darum gab man auch dem Rausche / meine Zügel in die Hand.
Kommt der jüngste Tag, befürchte ich / werde im Preis nicht höher sein
das erlaubte Brot des Scheichs / als mein unerlaubter Wein.
Lass, Hafez, das Körnchen fallen / das dir an dem Auge hängt,
und vielleicht in meinem Netze / des Genusses Vogel fängt.
Jenes grüne Meer des Himmels / und sein Schiff, der neue Mond,
in Qawam’s, des Pilgers, Gnaden / sind zu tauchen sie gewohnt.

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Übersetzung Gedicht