Günther Uecker

Werk 22

Heut Nacht kam aus der Moschee / zum Weinhaus hin unser Meister –
Ihr lieben Weggefährten / was fangen wir nun an?
Wie sollen wir Schüler zum Beten / das Antlitz gen Mekka wenden,
wenn sein Gesicht unser Meister / zum Hause der Trunkenheit dreht?
Den Weg zu der Einigkeit Gottes / den gehen wir alle zusammen,
denn dieser Schicksalsgang ist uns / von Ewigkeit her bestimmt.
Ach, wüsst‘ der Verstand, wie es wohl ist / dem Herzen, in ihr Haar gebunden:
Vernünftige liefen verrückt / hinter unseren Fesseln einher!
Dein schönes Gesicht offenbarte / sich uns als ein Zeichen der Gnade,
von da an deuten wir alles / als Gnade und Güte nur.
Ob jemals wohl in der Nacht sich / dein steinernes Herz wird vereinen
mit meinen feurigen Seufzern / und des nächtlichen Stöhnens Glut?
Der Pfeil meiner Seufzer fliegt weithin / bis über den Himmel – still, Hafez!
Hab Mitleid mit deiner Seele / Und hüte dich vor meinem Pfeil.

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Übersetzung Gedicht