Günther Uecker

Werk 12

Zum Schleier meiner Seele / wird meines Körpers Staub mir:
O Glücksmoment, wenn ich mich / von ihm befreien kann.
Ein solcher Käfig ziemt nicht / mir, der so schön ich singe:
Ich fliehe! Denn ein Vogel / bin ich vom Paradies.
Erkennbar ist nicht, weshalb / ich kam, wo ich gewesen!
Ein Jammer, dass ich nichts weiß / von meinem eigenen Tun …
Wie soll ich mich bewegen / in göttlichen Gefilden,
Gebunden und gefesselt / in meines Leibes Haus?
Wenn mein Herzblut wie Moschus duftet, / sei nicht erstaunt.
Weil ich mit dem Moschushirsch leide, / sei nicht erstaunt.
Mein goldbesticktes Hemd sieh‘ / nicht an: Wie in der Kerze
ist all die Glut verborgen / im Innern meines Hemds.
O komm, befreie Hafez / von seinem Körper-Dasein,
denn da du bist, weiß keiner / von mir, dass ich ich bin.

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Übersetzung Gedicht