Günther Uecker

Werk 25

O Herz! Entbrenne: Dein Feuer / bewirkt so viel! Des Gebetes
Erglühen zur Mitte der Nacht / macht Hunderten Nöten ein End‘.
Das Handeln sollst guten Mutes / du deinem Gott überlassen:
Wenn der Ankläger mitleidlos ist / so ist voll Barmherzigkeit Gott.
Ertrage in Liebe das Grollen / der feengesichtigen Liebsten:
Ein einziger zärtlicher Blick / macht Hunderte Schmähungen wett …
Der Arzt der Liebe ist gütig / sein Atem ist der des Messias,
doch wenn er in dir keinen Schmerz entdeckt – was behandelt er dann?
Vom irdischen Reich bis zum Himmel / wird lüften der Schleier sich jedem,
der einzig dem Glase nur dient / in welchem die Welt sich zeigt.
Des schlafenden Glücks bin ich müde / ach, wär‘ es doch so, dass ein Wacher,
bevor das Frühlicht erscheint / mich einschließt ins Morgengebet!
Hafez ist entbrannt, und kein Dufthauch / führt ihn zu dem Haar der Geliebten:
Ob ihm wohl zu diesem Glück / der Ostwind die Richtung weist?

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Übersetzung Gedicht