Günther Uecker

Werk 8

Es kann nicht die Hand zum Geringe, / jener lockigen Haar gelangen!
Man kann nicht auf deine Versprechen / und jene des Morgenwinds bau’n
Ich nehme auf mich jede Mühe / in meinem Verlangen nach dir, doch:
Man kann nicht das Schicksal verändern, / wenn man sich auch noch so bemüht …
Mich tötet die Eifersucht: Du wirst / geliebt von der ganzen Welt, aber
man kann nicht Tag und Nacht liegen, / mit Gottes Geschöpfen im Streit.
Wie soll ich beschreiben die zarte / Empfindsamkeit deines Wesens:
Man kann nicht einmal leise beten / so unermesslich ist sie!
Nach Hunderten Qualen gelangte, / des Freundes Saum in die Hände,
man kann ihn nicht wieder loslassen / durch eine Arglist des Feinds.
Der Mond am Himmel kann nicht sich / mit seinem Angesicht messen:
Man kann doch nicht den Geliebten, Vergleichen mit jedem Strolch …
Beginnt meine hohe Zypresse / im Tanz sich zu dreh‘n – ach, wie schade:
Man kann nicht das Kleid seines Lebens / zerreißen dann, so wie ein Hemd!
Der reine Blick nur kann schauen / das Angesicht des Geliebten:
Man kann nichts im Spiegel erkennen, / wenn dieser nicht rein ist und klar.
Das Rätsel der Liebe zu lösen / vermag nicht unsre Gelehrtheit –
man kann nicht in so falschem Denken / sich annähern diesem Punkt.
Fürs Herz des Hafez gibt’s nur eine / mehr ab: Das ist deine Braue …
Man kann nicht andre verehren / in unserem Glauben – nur dich!
Frage um geheime Dinge / nur der trunk‘nen Zecher Schar:
Dem erhab‘nen Frömmler mangelt / diese Kunde ganz und gar.
Den Anka kann niemand fangen: / Ziehe drum die Netze ein,
denn an diesem Orte füllet / sich das Netz mit Wind allein.
Leere bei dem Fest des Lebens / einen Becher oder zwei
und begehre nicht zu gierig, / dass die Lust beständig sei.
Herz, die Jugend schwand, und keine / Lebensrose pflücktest du:
Wende nun dich, greiser Scheitel, / gutem Ruf und Namen zu.
Strebe nur nach baren Freuden, / denn des Glücks beraubt verließ
Adam einst das Haus des Heiles, / das erhab‘ne Paradies.
Auf die Schwelle deines Tores / hab‘ ich Diener manches Recht:
Herr, erkenne es und habe / doch Erbarmen mit dem Knecht!
Nur des Weinpokales Jünger / ist Hafez; geh‘, Morgnwind,
und dem Scheiche des Pokales / bring‘ des Dieners Gruß geschwind!

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Übersetzung Gedicht